Prora. 1993-1996
1936 beauftragte A. Hitler den Architekten C. A. Klotz mit dem Projekt des größten Seebades seiner Zeit. Nach seiner Fertigstellung sollten sich dort 20 000 Urlauber der Freizeitorganisation »KdF« erholen. Als Standort ausgesucht wurde eine der schönsten Landschaften der Insel Rügen – die Schmale Heide zwischen Binz und Mukran, die zu einem völlig unberührten Naturschutzgebiet gehörte. Aufgrund des Kriegsverlaufs wurde dieses Riesenprojekt jedoch nie vollendet. Nach 1945 gab es mit dem Bau eines riesigen Containerbahnhofs und eines Fährhafens nördlich des Seebades mitten in das Naturschutzgebiet hinein zum zweiten Mal einen brutalen Eingriff in die Natur. Nach jahrzehntelanger Nutzung durch die NVA der DDR wurde die Anlage des geplanten Seebades 1990 der Bevölkerung zugänglich.
Die Anlage ist die steinerne Verkörperung eines totalitären Systems. Zentraler Aspekt der Arbeit ist das ungebrochene Ineinanderübergehen der verschiedenen Systeme, die über Prora bestimmten und nicht nur bei den Gebäuden, sondern auch in der Landschaft ihre Spuren hinterließen.
Der Boden von Prora ist ein unsicherer Grund. Teilweise aus einer Perspektive fotografiert, die den geraden und gewohnten Blick auf die Umgebung verlässt, scheinen die Dinge zu entgleiten.
Ute Döring, 1997
“Prora 1993-1996”, 32tlg., s/w-Fotografie, Baryt, á 40 x 60 cm, 1997